1998-2003 Strohkunst – Kunst im öffentlichen Raum
Ausgangspunkt der vorliegenden Kunstaktion war der Gedanke, die drei Faktoren
– Stroh als landwirtschaftliches Abfallprodukt,
– Kunst im öffentlichen Raum und
– Vielfältiges regionales künstlerisches Potential
zu einer Synthese zu führen.
Regionale Identitäten verändern oder verlieren sich, Sprachen und Kulturen ebenso. Das Material Stroh – einst wertvoller Rohstoff in der Landwirtschaft, heute nur mehr Abfallprodukt – steht dabei als Metapher für den Wertewandel in der Gesellschaft. Durch die Platzierung der Kunstobjekte im öffentlichen Raum wird die alltägliche Auseinandersetzung der Bevölkerung mit Kunst im Allgemeinen sowie den Hintergründen der vorliegenden Aktion angeregt.
Gleichzeitig will die KUGA den Künstlern der Region die Möglichkeit zu einer längerfristigen öffentlichen Präsentation ihrer Arbeiten geben.
Ein Blick auf den Verlauf der Aktion innerhalb der sechs Jahre ist gleichzeitig ein Blick auf die unterschiedlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Themen Stroh und Identität. Dabei waren sowohl sehr persönliche aus auch distanziert-abstrakte Herangehensweisen an das Thema möglich und gleichermaßen erwünscht.
Der intensive Auftakt mit der Beteiligung von sechs Künstlern im Jahr 1998 zeigt diese Vielfalt ganz besonders. In den folgenden Jahren 1999 bis 2002 wurde die Aktion jeweils mit den Arbeiten eines Künstlers weitergeführt. Alle beteiligten Künstler sind im Burgenland ansässig und wurden von der KUGA für die Teilnahme ausgewählt. Die Arbeiten geben somit auch einen interessanten Einblick in das bildnerische Schaffen im Land.
Zugleich geht es um den Diskurs zwischen Natur und Kunst. Auf der einen Seite die effektive Ausnutzung von Grund und Boden, wobei Stroh als Synonym für die Rentabilität agrarischer Produkte steht, auf der anderen Seite Strohobjekte als Kunstkonstrukte eines Bildes von Natur, als zu hinterfragender Gegenstand der Ästhetisierung.
Der Künstler tritt als Vermittler seiner Denkweisen zu unserer Lebenswelt auf den Plan und gibt dem Betrachter den Blick frei, diese mit seinen eigenen dialektisch zu vergleichen.
Ein Versuch der KUGA, über gängige Vorurteile hinweg Konfrontation mit zeitgenössischer Kunst zu ermöglichen und Freiräume für Kunst zu schaffen. Kunst im öffentlichen Raum soll und muss einen Auftrag haben, nämlich die Anregung zur Kommunikation – ob als Augenblick im Vorbeifahren oder im kontemplativen Dialog.
Vier große Skulpturen – der Blitzstart (1998) des 2000 verstorbenen Rudolf Moratti, die prägnanten Strohköpfe (2000) von Karl Hieß sowie die Strohkugel „Ernte 02“ (2002) von Hans Wetzelsdorfer und die Tore „Ex oriente lux“ von Ferenc Buzanich (2003)– waren einige Jahre als Dauerausstellung in der Umgebung von Großwarasdorf / Veliki Borištof zu besichtigen.
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